Canis lupus
2. Preis beim Stockstädter Literatur-Wettbewerb 2019, veröffentlicht in der Anthologie „Raubtier“

Ein Schreibkurs „Kurzgeschichte für einen Wettbewerb“, die Ausschreibung des Stockstädter Literaturwettbewerbs mit dem Thema „Raubtier“ und zwei Schlagzeilen im Hinterkopf: „Rentnerin nimmt Wolf als Hund auf“ und „Hunderudel für Wölfe gehalten“.
2019 gab es für den Stockstädter Literaturwettbewerb noch keine räumliche Eingrenzung der Teilnehmer, eine inhaltliche Verbindung nach Südhessen war jedoch auch schon damals gewünscht, gerne auch im Dialekt geschrieben.
Nun, denn – sprachen die Figuren meiner Kurzgeschichte zunächst Bayerisch, meinen Heimatdialekt, emotional und direkt, wurde dann das Setting in den Odenwald verlegt, die Helden mit regional typischen Namen ausgestattet und hessisch mussten sie natürlich auch sprechen – ohne an Authentizität zu verlieren. Wohl dem, der einen passenden Freundeskreis pflegt.
Und noch eine Klippe sah der Wettbewerb vor – die Sieger wurden und werden erst bei der Eröffnung der Buchmesse bekanntgegeben und die Preise nur an die Autoren überreicht, die vor Ort sind. Also fuhr ich geschmeidig mal eben 400 km nach Stockstadt am Rhein und saß dann, mit meinem Mann an meiner Seite, im Publikum der Preisverleihung.
In einem Feld von round about 100 Einsendungen sei der Wolf eines der Hauptmotive der eingesandten Kurzgeschichten, so der Moderator der Siegerehrung. Na super – meine natürlich mitten drin, eine von vielen. Und bei dem einen oder anderen Text fehlte der Ortsbezug oder war sehr erzwungen. In mir klirrte es – ich bin aufgeflogen!
Die Preise wurden rückwärts verliehen. Kein Aufruf für Sylvia Lechner. Schon fehlten nur noch der zweite und erste Platz. Wie naiv und vermessen war es von mir, davon auszugehen … dafür auf Verdacht die weite Strecke zu fahren? Nur mein Mann war unverdrossen davon überzeugt, dass mein Text ganz weit vorne landet. Ist es nicht wunderbar, so jemanden an seiner Seite zu haben?
Der Moderator kündigte den 2. Platz an – eine Wolfsgeschichte. Vielleicht doch? Der Text begänne märchenhaft, mit einer buckeligen Hexe … nein, nicht meine. „Doch, doch“, sagt mein Mann, „die alte Theres“. Ja, o.k., so könnte man die Figur auch interpretieren. „Ich hab’s doch gesagt.“
„Der 2. Platz geht an Canis lupus von Sylvia Lechner“, klingt es von der Bühne.
Aktuelle Thematik, ausgearbeitet auf hohem sprachlichem Niveau und mit überzeugenden Charakteren.
René Granacher
Die Anthologie „Raubtier“ ist über jede Buchhandlung sowie über die Gemeinde Stockstadt am Rhein zu beziehen.
Weitere Veröffentlichungen:
Selbstversorger aus Leidenschaft